Die Herz-Jesu-Feuer in Südtirol: Ursprung, Bedeutung und Brauchtum
Jedes Jahr im Juni, wenn der Sommer langsam seinen Höhepunkt erreicht, feiert Südtirol eine der ältesten und beeindruckendsten Traditionen: das Herz-Jesu-Fest. Diese Feier geht zurück bis ins 18. Jahrhundert und ist tief mit der bewegten Geschichte der Region verbunden.
Nach Jahren der politischen Unruhen und Kriege, darunter auch die Zeit der Napoleonischen Kriege, die Europa stark prägten und auch Südtirol nicht verschonten, suchten die Menschen Halt und Hoffnung in ihrem Glauben. Die politische Unsicherheit, die kriegerischen Auseinandersetzungen und die Belastungen des Alltags ließen viele nach einem Zeichen des Schutzes und der Zuversicht sehnen. So entstand der Brauch, das Heiligste Herz Jesu als Symbol des Glaubens und der Geborgenheit zu verehren und große Feuer auf den Bergen zu entzünden. Diese Feuer sollten nicht nur als Lichtzeichen dienen, sondern auch die Gemeinschaft stärken, Mut machen und den Menschen in dunklen Zeiten Trost spenden.
Diese alte Tradition hat sich bis heute erhalten und wird mit großer Leidenschaft gepflegt. Am Sonntagabend nach Fronleichnam erstrahlen die Berggipfel in ganz Südtirol in einem beeindruckenden Feuerspektakel: Große Kreuze, Herzen und Schriftzeichen aus Holzscheiten werden kunstvoll auf den Bergen arrangiert und entzündet. Das flackernde Licht leuchtet weit ins Tal und schafft eine Atmosphäre voller Magie, Stille und Zusammengehörigkeit.
Die Herz-Jesu-Feuer werden jedes Jahr von örtlichen Vereinen organisiert, mit viel Einsatz und Herzblut. Schon Tage zuvor werden Holzstöße vorbereitet, Zeichen gelegt und die Feuerstellen abgestimmt. Am Abend selbst wandern viele Südtiroler mit zu den Kreuzen und Höhenwegen hinauf, um sich die Feuer aus nächster Nähe anzusehen – und tragen selbst auch ein wenig Holz mit hoch, das sie unterwegs finden, um ihren kleinen, aber stolzen Beitrag zu leisten.